Ich hatte sie alle. Den asozialen Sozialarbeiter, die beste Freundin, die bodenständigen Mühlviertlerinnen, die kiffenden Studis, die Pseudofeministin, die stressige Südtirolerin, den Latin Lover, das All American Girl, den Hawaiianer ohne Social Security und schließlich meinen Partner.
Mehr als 25 Mitbewohner hatte ich, seitdem ich 14 bin. Ich habe versucht, mich an alle zu erinnern, aber ich kann es nicht mehr. Es könnten auch 30 sein, die mit mir an einem von acht Wohnorten gelebt haben. Sehr nachvollziehbar deshalb, dass ich mir vergangenes Jahr das gönnte, was ich mir schon seit Jahren gewünscht habe: eine Wohnung ganz allein für mich. Mit niemanden über Einrichtung, Putzen und Miete streiten. Musik hören, ohne jemanden damit zu nerven. Nicht nett zu Besuchern sein müssen, die man eigentlich nicht in seiner Wohnung haben will.
Das Badezimmer ist mein Lieblingsraum in einer Wohnung. Ich breite mich aus und packe am Morgen nichts weg, da ich es abends oder spätestens am nächsten Morgen wieder brauche. In der Wohnung, die ich heute verlassen werde, ist laut Feng Shui das Bad der Ort, der für Freundschaft steht. Umso schockierter war meine Feng Shui-Beraterin als sie sah, dass da kein Platz für jemand anderen war, da alles mit meinen Sachen vollgeräumt. “Versuch doch mal, ein kleines Stück neben dem Waschbecken für deinen Freund frei zu lassen.” – “Nein, geht nicht. Warum bin ich denn ausgezogen?”
Ein Jahr hatte ich diese Wohnung. Jetzt weiß ich, wie sich die eigenen vier Wände wirklich anfühlen. Ich habe gelernt, dass ich selbst eine schwierige Mitbewohnerin bin. Und jetzt kann ich guten Gewissens wieder den Lebensraum mit jemand anderen teilen.
PS: Das Bild zeigt mein Bad schon im relativ leeren Zustand. Und von meinem neuen Mitbewohner wurde ich kürzlich schon gerügt, dass “so viele Sachen im Bad herumstehen”.