Da mein Auto die vergangenen Wochen in der Werkstatt war, während ich auf Urlaub meinen Energietank aufgefüllt habe, kann ich diesmal nur über meine Verkehrserlebnisse in Bali erzählen – eine Insel, die so gut wie gar nicht über Verkehrsregeln verfügt, außer die eine: “Wenn wir alle aufeinander aufpassen, wird schon nichts passieren.”
Links, rechts, mittig
In Bali (bzw. Indonesien) fährt man auf der linken Straßenseite. Ein Fakt, der in meinen Reiseführern und Recherchen untergegangen ist. Das habe ich erst bemerkt, als ich am Flughafen ins Auto einsteigen wollte.
Ich hatte bei Bali immer ein Bild von leeren Straßen im Kopf. Die Realität ist aber: nirgends habe ich größere Anhänger der motorisierten Fortbewegung getroffen als hier. Bei Treibstoffpreisen von rund 40 Eurocent ist das auch fast nachvollziehbar.
Balinesen lieben ihre Motorbikes. Und ihre Kastenwägen. Und Motorbikes überholen die Kastenwägen gerne von allen Seiten. Überhaupt wird der Mittellinie nicht allzuviel Bedeutung geschenkt. Links, rechts, mittig, was spielt das für eine Rolle.
Diese (zumindest für Außenstehende) Unabschätzbarkeit führt dazu, dass der Verkehr in Bali viel langsamer funktioniert. 80 km/h ist hier schon viel, mehr geht einfach nicht, wenn man von allen Seiten überholt wird, überholt und vier Motorbikes vor sich hat. Ich habe mich und auch die Einwohner öfters gefragt, warum es trotz ihres etwas unregelten Verkehrs nicht total viele Unfälle gibt. Die Lösung des Rätsels liegt – denke ich – eben darin, dass sie nicht wirklich schnell fahren und es außerdem gewohnt sind. (Die Einwohner haben auf diese Frage meist mit den Schultern gezuckt und gelacht.)
Fußgänger verlieren immer
Fußgänger sind in Bali so ziemlich das Letzte. Da ich in den zwei Wochen, die ich in Ubud verbracht habe, fast alles zu Fuß abgegangen bin, kann ich das sehr überzeugt sagen. Wer sich antut, hier nicht Auto oder Motorbike als Fortbewegungsmittel zu wählen, ist folgenden Dingen ausgesetzt:
- Typen am Gehsteig, die dich fragen ob du Transport brauchst. Am ersten Tag hab ich noch bei jedem freundlich nein gesagt. Nach etwa 500 (und ich übertreibe hier sicher nicht) mal “Taxi?” kam mir bestenfalls ein müdes Kopfschütteln aus
- Löcher im Gehsteig. Richtig große Löcher. So, dass mich, wenn ich nicht aufgepasst hätte, am Weg zum Supermarkt wahrscheinlich für Wochen verschollen wäre.
- Der ständigen Gefahr, dass dir ein Motorbike oder Kastenwagen auf die Fersen fährt…
- …denn Stehenbleiben für Fußgänger ist hier sicher nicht drin. Wie gesagt, Fußgänger sind das letzte.
Außerdem habe ich keinen Balinesen mehr als 50 Meter gehen gesehen. Echt nicht. Nur auf den Pfaden zu den Häusern, die nicht befahrbar sind (wie etwa der fünfminütige Weg zu meinem Haus, gottseidank).
Putzfimmel
Was mich auch total verwundert hat: Die Männer hier (Frauen fahren keine Autos, nur Motorbikes) putzen ihre Autos jeden Morgen! Zumindest die Driver, und davon gibt es ja viele. Ich verstehe überhaupt nicht warum. Es regnet kaum, es ist nicht matschig, das einzige, was ein Auto verschmutzen könnte sind vielleicht Spinnennetze. Aber genauso wenig habe ich es verstanden, warum sie jeden Morgen vor dem Haus kehren. Zeitgleich freute ich mich über die Gelassenheit der Balinesen, die es zulässt, ihr Auto jeden verdammten Morgen zu reinigen.
Warum sich die Menschen hier trotz des niedrigen Einkommens überhaupt Autos und Motorbikes leisten können: Credits sind hier sehr einfach zu haben, Treibstoff ist wie erwähnt superbillig, und versichert ist hier niemand. Das sollte man auch bedenken, wenn man sich ein Taxi nimmt. Und ich muss sagen, das einzige, was mir in zwei Wochen auf dieser Trauminsel abgegangen ist, war geregelter Verkehr.